Deckenfresken
Vermutlich im gleichen Jahre wie das Fresko in der Schönbrunner Schloßkapelle (1744), schuf Daniel Gran die hiesigen Deckengemälde. Eine Signatur am Gewölbeansatz rechts über dem Hochaltar lautet: "Fr. Jo. Wiedon P. Architect 1744" (Franz Josef Wiedon pinxit Architecturam). Der Ornamentmaler Wiedon arbeitete 1737 mit Daniel Gran im Stift Hradschin bei Olmütz zusammen und 1748 - 1750 nach Gran am Sonntagberg. Die eigentlichen Deckenbilder aber, die vierpaßartig gerahmt als querovale Tondi in die drei Gewölbejoche der Schloßkirche gemalt sind und die Taufe Jesu, seine Verklärung und die Bergpredigt darstellen, sind keine Schöpfungen Wiedons. Die Zuschreibung an Daniel Gran wird durch zwei Zeichnungen in der Albertina und ein Studienblatt im Museum der bildenden Künste in Budapest erhärtet.
Wenn es da und dort auch Zweifel an der eigenhändigen Ausführung der Fresken durch Gran gegeben hat, ist zumindest seine künstlerische Oberleitung außer Frage gestellt. Die Zeichnungen der Albertina beziehen sich auf die Taufe und Verklärung Christi.
Taufe Christi
Das mit der Taufe Christi zusammenhängende Blatt kommt der Freskoausführung außerordentlich nahe. Es zeigt bereits genau die Rahmenform und auch die feierliche Strenge, Konzentration und repräsentative Gültigkeit der Darstellung: fast frontal in der Mitte Jesus und der Täufer, zwischen ihnen symbolhaft das Lamm, senkrecht darüber die Taube; links drei Jünger, rechts zwei Engel mit Wasserbecken und Gewand Christi. Die landschaftliche Szenerie, die bei Taufbildern gerne ausgeweitet wird, bleibt auf das Notwendigste und auf den Vordergrund beschränkt. Es genügen ein Flußausschnitt, einige Uferbänke und Bäume. Die Konzentration auf das wesentlich Geistige verleiht dem Werk eine nahezu symbolhafte und zeitlose Gültigkeit. Geistig verwandt sind die Taufbilder Marattas in Sta. Maria degli Angeli in Rom und in der Certosa di San Martino in Neapel. Die konkrete und exakte Fassung solcher Themen machte Daniel Gran so begehrt, daß er verschiedentlich auch als Ratgeber beim Entwurf von Fresken und Programmen zugezogen wurde, wie 1747 in St. Florian.
Verklärung Christi
Die Zeichnung der Verklärung Christi ist skizzenhafter als die zur Taufe und weicht etwas von der Freskoausführung ab. Sie wurde leider auch stark beschnitten, so daß nur die Gestalten Christi und des Moses zur Gänze zu sehen sind. Ferner lassen sich die Köpfe sowie die erhobene Hand zweier darunter befindlicher Apostel ausnehmen. Daniel Gran verbindet auf diesem Blatt ursprüngliche zeichnerische Lebendigkeit und Ausdruckskraft mit stärkster Konzentration der Form, was höchste künstlerische Reife verrät. Die Linien sind weniger hiebartig hingesetzt, hängen mehr zusammen und schwingen lebendiger aus als in den für Brünn und den Sonntagsberg gezeichneten Blättern.
Bergpredigt
Das erwähnte Budapester Studienblatt zeigt Engelfiguren in verschiedenen Stellungen. Sie sind exakt gezeichnet und fast musterbuchartig nebeneinander gereiht. Sie wurden in verschiedenen Gemälden des Meisters benützt. Der Engel mit dem Rauchfaß in der untersten Reihe links
fand in der Apsis der Schloßkirche, rechts über dem Altar, Verwendung. Er schwebt dort mehr horizontal als im Studienblatt. Aus diesen Gründen gehört das Deckenfresko zu den ganz wertvollen Kostbarkeiten seiner Zeit.