Fastenbrief 2007
Rektorat
der Schloßkirche Hetzendorf
Hetzendorfer Straße 79
1120 Wien
Brief zur Fastenzeit 2007
Schule des Betens Grundaufgabe der Seelsorge
von Papst Benedikt XVI.
Die Menschen brauchen das Gebet , und so besteht die Grundaufgabe der Seelsorge darin, die Menschen beten zu lehren. Denn Gott kommt in unserem Leben nur in dem Maß vor, als wir zu beten vermögen! Die Gläubigen müssen das persönliche Gebet in all seinen Dimensionen kennen lernen. Das ist keine Kirchenpolitik, sondern der eindringliche Aufruf, „die persönliche Beziehung zu Gott“ wieder als das fundamentale Anliegen der Kirche zu begreifen.
Die Größe unseres Glaubens
ein Wort des hl.Ignatius lautet: „Christentum ist nicht eine Sache der Überredung, sondern der Größe“ (Brief an die Römer 3,3). Diese Größe unseres Glaubens immer wieder herauszustellen, ist etwas ganz Grundlegendes. Unter diesem Aspekt möchte ich betonen: Wichtig ist vor allem, die persönliche Beziehung zu Gott zu pflegen, zu dem Gott, der sich uns in Christus gezeigt hat.
Augustinus hat wiederholt die zwei Seiten des christlichen Gottesbegriffes unterstrichen: Gott ist Logos, und Gott ist Amor- bis dahin, dass er ganz klein wurde, einen menschlichen Leib annimmt und sich schließlich als Brot in unsere Hände gibt.
Und diese beiden Seiten des christlichen Gottesbegriffes sollten wir immer gegenwärtig halten und gegenwärtig machen. Gott ist Spiritus Creator, ist Logos, ist Vernunft. Und daher ist unser Glaube etwas, das mit Vernunft zu tun hat und durch Vernunft weitergegeben werden kann und sich nicht vor der Vernunft auch dieser unserer Zeit zu verstecken braucht. Aber diese ewige,unermessliche Vernunft ist eben nicht nur Mathematik des Alls und noch weniger irgendeine prima causa, die den Big Bang ausgelöst und sich dann zurückgezogen hat, sondern diese Vernunft hat ein Herz, so sehr,daß sie auf ihre Unermeßlichkeit verzichten kann und Fleisch annimmt. Und erst darin, meine ich, liegt die letzte und eigentliche Größe unseres Gottesbegriffes.
Persönliches Beten lernen
Wir wissen: Gott ist nicht eine philosophische Hypothese, nicht etwas, das es vielleicht gibt, sondern wir kennen ihn, und er kennt uns. Und wir können ihn immer genauer kennen, wenn wir im Gespräch mit ihm stehen.
Deshalb ist es eine Grundaufgabe der Pastoral, beten zu lehren und es selber immer mehr zu lernen. Schulen des Gebets, Gebetskreise, gibt es heutzutage; man sieht, daß Menschen das wollen. Viele suchen Meditation irgendwo anders, weil sie die spirituelle Dimension im Christentum nicht zu finden glauben. Wir müssen ihnen wieder zeigen, daß es diese spirituelle Dimension nicht nur gibt, sondern daß sie die Quelle von allem ist.
Dazu müssen wir vermehrt solche Schulen des Gebets, des Miteinander-Betens, bilden, wo man das persönliche Beten in all seinen Dimensionen lernen kann: als schweigendes Hinhören auf Gott, als Hineinhören in sein Wort, in sein Schweigen, in sein Tun in der Geschichte und an mir; auch seine Sprache in meinem Leben verstehen und dann antworten lernen im Mitbeten mit den großen Gebeten der Psalmen des Alten und Neuen Testaments.
Erfahren der Gegenwart Gottes
Wir haben selber nicht die Wort für Gott, aber Worte sind uns geschenkt: Der Heilige Geist
hat selber für uns schon Gebetsworte geformt; wir können hineintreten, mitbeten und darin dann auch das persönliche Beten lernen, Gott immer mehr „erlernen“ und so Gottes gewiß werden, auch wenn er schweigt – Gottes froh werden. Dieses innere Sein bei Gott und dadurch Erfahren der Gegenwart Gottes ist das, was sozusagen immer wieder die Größe des Christentums spüren läßt und uns dann auch durch all das Kleine hindurch, in dem es freilich gelebt und Tag um Tag leidend und liebend, in Freude und Trauer, Wirklichkeit werden muß.
Liturgie: Der Herr lehrt uns beten!
Und von da aus- denke ich- ist dann die Bedeutung der Liturgie zu sehen, eben auch als Schule des Betens, in der der Herr selbst uns beten lehrt, in der wir mit der Kirche beten, sowohl in der einfachen, demütigen Feier, in der nur ein paar Gläubige sind, als auch im Fest des Ich habe das gerade jetzt in den verschiedenen Gesprächen wieder wahrgenommen, wie sehr für die Gläubigen einerseits die Stille in der Berührung mit Gott wichtig ist und andererseits das Fest des Glaubens, Fest erleben zu können.
Die Welt hat auch ihre Feste. Nietzsche hat sogar gesagt:Nur wenn es Gott nicht gibt, können wir ein Fest feiern. Aber das ist Unsinn: Nur wenn es Gott gibt und er uns anrührt, kann es ein wirkliches Fest geben. Und wir wissen ja, wie diese Feste des Glaubens doch den Menschen
dann das Herz aufreißen und Eindrücke schaffen, die ihnen weiterhelfen. Ich habe es bei den Pastoralbesuchen in Deutschland, in Polen, in Spanien wieder erfahren, daß da Glaube als Fest erlebt wird und dann den Menschen wieder nachgeht und sie führt.
„Das Gebet ist Hoffnung in Akt“
Und noch etwas möchte ich in dem Zusammenhang erwähnen, das mir sehr aufgefallen ist, und das mich nachhaltig beeindruckt hat. In dem letzten, Fragment gebliebenen Werk des hl. Thomas von Aquin, dem Compendium Theologiae, das er ja einfach aufbauen wollte nach den drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung,Liebe, hatte der große Kirchenlehrer das Kapitel Hoffnung noch angefangen und ein Stück weit ausgeführt. Und dort hat er Hoffnung und Gebet sozusagen miteinander identifiziert: Das Kapitel über die Hoffnung ist zugleich das Kapitel über das Gebet. Das Gebet ist Hoffnung in Akt. und in der tat; im Gebet öffnet sich der eigentliche Grund, warum wir hoffen dürfen. Wir können mit dem Herrn der Welt in Berührung treten, er hört uns zu, und wir können ihm zuhören.
Das ist es, was der hl. Resignation meinte, und was ich Ihnen heute noch einmal ins Gedächtnis rufen wollte:Ou peismones to ergon, alla megethous estin ho Christianismos(Rom 3,3)- das eigentlich Große des Christentums, das uns nicht dispensiert vom Kleinen und Alltäglichen, das aber auch davon nicht verdeckt werden darf, ist diese Möglichkeit, mit Gott in Berührung zu treten.
Diese wunderbaren Worte des Hl. Vaters überschreiten wohl die Fassungskraft der meisten Zeitgenossen, die sich meist nur mit den Inhalten der Boulevardpresse beschäftigen und von dort her ihre Meinungen und ihr Wissen beziehen. Meinen Kirchenbesuchern kann ich aber die Worte des Heiligen Vaters gerne zumuten und zur Betrachtung empfehlen. Sie wissen um die Bedeutung des Betens und mögen- dem Wunsch des Heiligen Vaters entsprechend – gläubige Stärkung erfahren. Gerade die Fastenzeit eignet sich besonders dazu, sich um vertiefte Besinnung zu bemühen und dem Gebetsleben jenen Platz einzuräumen, der ihm zukommt: denn Gott kommt in unserem Leben nur in dem Maß vor, als wir zu beten vermögen!
Unter anderem enthält ja auch seit Jahrzehnten unser Freitagsgottesdienst alle Aspekte des Gebets, die der Heilige Vater anspricht. Es wäre nur wünschenswert, wenn viel mehr Leute daran teilnehmen möchten, als dies bisher der Fall ist, wenn man auch nicht die ganze Zeit dableiben kann!
Gebet und Betrachtung ist nämlich nicht Weltflucht, sondern geistiger Widerstand gegen die Dämonen:“Ihr werdet böse Geister austreiben“ sagte der Herr, manche „nur durch Gebet und Fasten“(Markusevangelium). Manchmal höre ich, daß man „etwas gegen das Chaos in Kirche und Welt unternehmen müßte“, aber zur Anbetung kommt man nicht! Dort wartet der Herr immer wieder. So ist jeder Beter ein Mitkämpfer Christi gegen die Dämonen seiner Zeit!
In diesem Sinne wünsche ich allen Kirchenbesuchern eine recht gesegnete Fastenzeit!
Ihr Rektor
Anmerkungen:
Das Zuspätkommen zur Sonntagsmesse (besonders um 11 Uhr) hat im letzten Jahr Formen angenommen, die nicht mehr schön sind. Nur wenige kommen von weit her. Die Kirche empfiehlt den Gläubigen sogar eine entsprechende Vorbereitungszeit vor der hl. Messe und eine Zeit der Danksagung.
Der Verein der Freunde der Hetzendorfer Schloßkirche lädt alle zur Mitgliedschaft ein. Zweck der Sache im Begleitbrief. Die Sorge um den Mariensaal wird immer größer. Die alten Wohltäter (auch mit Monatsopfer) werden aus Altersgründen immer weniger. Die Erhaltung braucht liebe Menschen, die mithelfen. Bei entsprechendem Zusammenhalt ist vieles möglich, wie die Kirchenbesucher immer wieder bewiesen haben. Sollte aber der Saal nicht mehr zu erhalten sein, werde nicht ich ihn auflösen, das müßte dann ein eventueller Nachfolger tun.
Die geistlichen Missionsschwestern danken immer für die gesammelten Briefmarken und bitten, dies weiter zu tun.
Die Schriftenstände sind keine bloße Dekoration. Dort liegen verschiedene Angebote für die Kirchenbesucher.
Für die Unterstützung gibt es den Opferstock im Quergang der Kirche, und Zahlscheine auf Erstebank 037-20748 ermöglichen eine Überweisung.